Ratsmitglieder verhalten sich wie Marionetten

Betr.: „Rat sagt Ja zur Wellpappenfabrik“

Die Liste der Umweltprobleme wird lang und länger. Die Krankheitssymptome unseres Planeten sind unübersehbar, ihre Ursachen weitgehend bekannt und belegt. Die Menschheit vernichtet ihre eigenen Lebensgrundlagen und steuert in immer schnellerem Tempo auf ihr Ende zu. Wer angesichts des katastrophalen Zustandes unseres Planeten völlig ungerührt und scheinbar unbeteiligt die Versiegelung von weiteren 15 Hektar für die Ansiedlung einer Wellpappenfabrik durchwinkt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob sich seine Zeitungslektüre ausschließlich auf den Wirtschaftsteil beschränkt.

Nicht meh das Wirtschaftswachstum sit das Maß aller Dinge, sondern der Erhalt der biologischen Vielfalt und der Schutz von Boden, Wasser, Luft und Klima. Um den gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen politische Entscheidungsträger/innen ihre überkommenden Denkmuster und Handlungsmaximen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene überwinden, bevor es endgültig zu spät ist. In Hodenhagen ist man von einem solchen Paradigmenwechsel offenbar Lichtjahre entfernt. Stattdessen verhielten sich die Ratsmitglieder fast ausnahmslos wie Marionetten, die unter der Regie von Planer Dirk Ausmeier sämtliche Bedenken und Einwände wegwogen, die während des Beteiligungsprozesses seitens der Bürgerinnen und Bürger, der Träger öffentlicher Belange und anerkannter Naturschutzverbände vorgebracht wurden. Keiner der in knapp 400 Stellungnahmen vorgebrachten Argumente konnte den unerschütterlichen Glauben an Wirtschaftsförderung und Steuereinnahmen trüben. Dass sich alle anwesenden Ratsmitglieder die Mühe gemacht haben, sich ernsthaft mit der komplexen Materie und den verschiedenen Gutachten zu beschäftigen, darf man ruhigen Gewissens ins Reich der Fabel verweisen. Sie folgten brav der Abwägung des vom Investor bezahlten Planers.

Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Gemeinderat Personen sitzen, die sich den großen Herausforderungen unserer zeit stellen und es wagen, das Wirtschaftswachstumsdogma infrage zu stellen und die unsägliche Jasagermentalität in kommunalpolitischen Angelegenheiten zu durchbrechen.

Dr. Antje Oldenburg,
Ahlden