Da wurden die Tatsachen verdreht

Betr.: Leserbrief „Viel Lärm, wenig Verantwortung“, WZ vom 29. März

Den provokanten Leserbrief kann ich als Einwohnerin und Betroffene von Hodenhagen nicht umkommentiert stehen lassen. Der Inhalt scheint dem Wirtschaftsförderer/Samtgemeindebürgermeister und dem Gemeinderat in die Hände zu spielen. Da wurden Tatsachen verdreht und Realitäten nicht wahrgenommen.

Zum einen wird gepunktet zu den „erheblichen Gewerbesteuereinnahmen“, die in den Kassen der Gemeinde klingen sollen. Diese beruhen auf Mutmaßungen und nicht auf Tatsachen. Hier gibt es keine öffentlichen Angaben vonseiten der Verwaltung darüber, ob Gelder überhaupt in der Gemeinde ankommen – alles geheim?

Zum anderen spricht man von 100 Arbeitsplätzen, die entstehen sollen. Mir wurde zugetragen, dass es bereits 200 Arbeitnehmer in der Wellpappenfabrik „Deisterwelle“ bei Hannover gibt. Für mich entsteht die Frage, was macht man mit den restlichen 100 Arbeitnehmern und wo sind die Arbeitsplätze für die Samtgemeinde?

Bei der Mammutsitzung (fünf Stunden) am 24. März wurden 320 Einwände/Bedenken gegen den Bau der Mega-Halle durchgehechelt. Es kam zu 73 Abstimmungen, die der Planer zuvor versucht hatte, abstrus zu kommentieren. Für mich war es unverständlich, dass keine Nachfragen von den Mitgliedern des Samtgemeinderates erfolgten. Alle Einwände/Bedenken wurden abgeschmettert und durchgewinkt, bei zwei Enthaltungen.

Gesetzlich mag es korrekt gewesen sein, aber für mich als Bürgerin des Ortes war es ein Schlag ins Gesicht. So kann die Politik das Denken, das Mitgestaltung von verantwortungsvollen Bürgern auch minimieren, damit alles so erfolgt, wie der Samtgemeindebürgermeister die Mega-Halle schon vor über zwei Jahren in Stein gemeißelt hat.

Auch wurde auf der Mammutveranstaltung von Wirtschafsförderer die Erweiterung von BMW angesprochen. Beschuldigt wurde der Landeigner – da dieser seine landwirtschaftliche Fläche nicht zur Verfügung stellt -, dass BMW sich einen anderen Standort suchen muss, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist leicht, einem Bürger die Verantwortung für den Verlust von Arbeitsplätzen und den Abzug von BMW in die Schuhe zu schieben, um von seinen eigenen Verfehlungen abzulenken.

Eine gemeinsame Kommunikation und Sachlichkeit mit den Betroffenen war und ist bisher nicht gewollt, um Kompromisse zu finden, zum Beispiel eine langlebige, moderate und sanfte Bebauung des Gewerbegebietes. Tatsächlich gibt es viele Wege, dass Bewohner bei schwerwiegenden Entscheidungen mit ins Boot geholt werden und diese nicht als „Dauerkritiker, Nörgler und Wutbürger“ bezeichnet werden.

Geld spielt in der Gemeinde/Samtgemeinde Hodenhagen/Ahlden keine Rolle, da angeblich „erhebliche Gewerbeeinnahmen“ sprudeln könnten. Im Hinblick darauf kann man schon jetzt über die Stränge schlagen. Die Idee in der Gemeinde kommt auf, den Kindergarten abzureißen, für den neuen Grundschulstandort. Fünf Millionen für eine neue Kita und nochmal 19 Millionen Euro für eine neue Grundschule sind veranschlagt. Es wäre überlebenswert, den Kindergarten zu erhalten, beide intakten Grundschulen als Ganztagsschulen mit erheblich weniger Geld umzubauen. Auch hier entsteht für mich der Eindruck, dass nicht nach Alternativen für den Ganztagesbetrieb für Grundschulen gesucht wird, auch dieses Projekt soll ohne Beachtung der desolaten Finanzen und ohne Kompromisse durchgedrückt werden.

Ilse-Marie Feldmann,
Hodenhagen