Es muss mehr drin sein bei den Kompromissen

Betr.: Artikel „Deichmann baut Riesenhalle in Soltau“, WZ vom 18. Februar

Der Artikel beginnt mit folgenden Worten: „Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe, 16,1 Hektar Fläche, bis zu 200 Arbeitsplätze, bis zu 35 Meter hoch. Die Dimensionen des Vor- habens sind gewaltig.“

Beim Lesen des Artikels habe ich als Bürgerin der Gemeinde Hodenhagen zwangsläufig einen Vergleich mit der beabsichtigten Ansiedelung der Wellpappenproduktionsfirma „Deisterwelle“ im Gewerbegebiet Hodenhagen angestellt. Die beplante Fläche ist in Hodenhagen noch größer (etwa 20 Hektar), die „Türme“ sind um bis zu zehn Meter höher (45 Meter) und die Arbeitsplätze um die Hälfte weniger, um es kurz zusammenzufassen.

Ach, einen Unterschied gibt es noch: Solch eine „gewaltige Halle“, damit zitiere ich den Redakteur Dirk Meyland, wird im Industrie- und Gewerbegebiet unmittelbar an der A 7 er- richtet, in Hodenhagen in direkter Nähe zur Wohnbebauung. Komisch, oder?

Damit stellt sich mir die Frage, ob die Gemeinde Hodenhagen, gerade in Hinblick auf die versprochenen gerade einmal 80 bis 100 Arbeitsplätze, ihre Gedanken nicht noch einmal sorgfältig hinterfragen sollte. So wenige Arbeitsplätze im Verhältnis zu so einer gigantischen Flächenversiegelung? In Soltau wird auf weniger Fläche das Doppelte an Arbeitsplätzen geschaffen. Und die „Deisterwelle“ zieht bekanntlich sogar nur um und bringt (höchstwahrscheinlich) ihre Mitarbeiter mit.

Bei so einem Projekt, wie es in Hodenhagen der Fall ist, muss bei so vielen Kompromissen (Verschandelung des Landschaftsbildes, zunehmender Verkehr …) einfach mehr drin sein. In einer kleinen Gemeinde, und das ist Hodenhagen im Gegensatz zur großen Stadt Soltau unweigerlich, ist es umso wichtiger, mögliche Risiken mit Alternativen gegenüberzustellen, sorgfältig abzuwägen und nicht (gefühlt) dem erstbesten Investor das „letzte Tafelsilber“ zu überlassen. Eine Stadt Soltau ist dieser Ansiedlung allein aufgrund der bestehenden Infrastruktur eher gewachsen als ein Dorf, welches durch den zusätzlichen Verkehr im Ort noch weiter bestraft wird. Auch ein „Klumpenrisiko“, mit dem Hodenhagen zwangsläufig spielt, ist für so eine kleine Gemeinde der Abgrund, sollte dieses Projekt in Schieflage geraten.

Allen Fürsprechern des Projekts möchte ich hiermit noch einmal ins Gewissen reden, ihre bisherigen Überlegungen zu überdenken. Ein Meinungswechsel ist keine Schwäche, sondern eine Stärke! Und bei einem solchen gewaltigen Projekt, welches uns – in welche Richtung auch im- mer – über Jahrzehnte be- gleiten wird, ein gut gemeinter Rat.

Heidi Pieczonka
Hodenhagen